Geschichten aus 60 Jahren WGF
1980-84

Das Neubaugebiet Döbeln Nord entsteht

In Döbeln – wie in der gesamten DDR – bestand immer noch eine große Nachfrage nach Wohnungen. Die Liste nach Wohnungssuchenden war lang. Die DDR beschloss ein großes Wohnungsbauprogramm. Das Wohnungsproblem sollte bis 1990 gelöst und ca. 3 Mill. Neubauwohnungen sollten neu gebaut werden. Das war der Beginn einer regen Bautätigkeit und die regionalen Tageszeitungen berichteten zunehmend mehr darüber. So wurde auch in Döbeln die Lösung der Wohnungsfrage zur wichtigen politischen Zielstellung. Ein neues Wohngebiet in Döbeln-Nord „Am Holländer“ sollte entstehen. 1981 war es soweit. Zur Döbelner 1000-Jahrfeier erfolgte am 25.06.1981 die feierliche Grundsteinlegung für dieses Wohngebiet.

In Anwesenheit von regionalen Politikern und Wirtschafsvertretern versenkte der damalige Bürgermeister Heinz Dittrich eine
verschlossene Kassette mit typischen Druckerzeugnissen, einer Festplatte und verschiedenen Verpflichtungen im ersten Fundament.

Geplant waren damals 2967 Wohnungen für ca. 8000 Bürger.

Hoch- und Tiefbaubetriebe aus dem Kreis Döbeln stellten sich der großen Aufgabe. Die Wohnblocks wurden industriell in Großplattenbauweise erstellt (3,5 Megapond vom Typ „Magdeburg“). Die Plattenfertigteile wurden vom Plattenwerk Naunhof bei Leipzig gefertigt. Eigentümer der Blocks und Wohnungen wurden die Döbelner Gebäudewirtschaft und die AWG Döbeln. Die Blocks entstanden unter hohem terminlichen Druck. Selbst im Winter – auch bei klirrendem Frost – wurde gebaut. Parteifunktionäre, Kreistag und die Stadtverwaltung kontrollierten die etappenweisen Zielstellungen. Die Bauverantwortlichen mussten sich für jede Verzögerung rechtfertigen. Die Zeitung berichtete unter der Überschrift „Bau-Tagebuch am Holländer geblättert“.

Das neu gebaute Fernheizwerk Döbeln-Nord befand sich nördlich der Albert-Schweitzer-Straße. Ein 12,5 t Dampferzeuger wurde im Oktober 1982 zuerst in der damaligen Döbelner Zuckerfabrik durch eine Probefeuerung auf „Herz und Nieren“ getestet. Danach sollte das Fernheizwerk für vorerst 1000 Bürger im neuen Wohngebiet Döbeln-Nord problemlos Wärme und warmes Wasser liefern.

Stadtwerke Döbeln

Die erste Fernwärmeleitung gab es bereits 1936. Vom Kesselhaus des Gaswerkes führten Rohre direkt zum Stadtbad. Durch den heißen Dampf konnte das Stadtbad neben dem Badebetrieb noch Sauna und Heilbehandlungen anbieten.

Am Giebel eines Wohnblocks in Döbeln Nord wurde ein provisorisches Heizhaus auf Braunkohlebasis zur Wärmeversorgung von rund 200 Wohnungen angebaut.
In diesem Jahr erhielten auch altersgerechte Wohnbauten im Wohngebiet Döbeln Ost II und die Oberschule Fernwärme vom Kreisbetrieb für Landtechnik. Nach Fertigstellung einer
Umformerstation im Jahre 1983 übernahm dann das Heizhaus der Zuckerfabrik die Wärmeversorgung von Döbeln Nord. Über eine drei km lange Rohrleitung gelangte
der Dampf zu den Wärmeaustauschern der Umformerstation. Von dort führten die Leitungen zu Hausanschlussstationen, in denen das Wasser zur Wärme- und Warmwasserversorgung
bereitgestellt wurde. Ende 1987 ging das Heizhaus Niederwerder in Betrieb. Es versorgte die innerstädtischen Neubauten. Als 1992 die Zuckerfabrik stillgelegt wurde, galt es für Döbeln Nord schnellstens Ersatz zu sc haffen. Es erfolgte der zügige Umbau des Dampfumformers in ein Heizhaus (16,9 MW). Von Mai bis November 1992 wurde leichtes Heizöl eingesetzt,
danach auf Erdgas umgestellt.

Voraussetzung für die Versorgung war die Fertigstellung der Hochdruckleitung von Eichardt nach Döbeln im Oktober 1992.

Zunächst profitierten davon Döbeln Nord und das Gewerbegebiet Döbeln Ost. Das Jahr 1993 war dann eine echte Herausforderung für die Stadtwerke. In diesem Jahr erfolgte die flächendeckende Umstellung aller Haushalte in Döbeln auf Erdgas.